Jedem Benz sein Becker

Am 02.08.1945 meldet Max Egon Becker sein Rundfunkgewerbe an. Aus der zerstörten Fabrik seines Vaters aus Pforzheim, eine Uhren-/Schmuckproduktion, rettet Herr Becker viele brauchbare Utensilien für Reparaturzwecke und die Herstellung eigener Autoradios.
Ende 1948 begann die Produktion des ersten Becker Autoradios „Autophon“.

Es entstanden ca. 300 Exemplare in mühevoller Handarbeit unter Verwendung amerikanischer Stahlröhren. Das Gehäuse wurde im Aluminium-Sandguss-Verfahren gefertigt.


1949 wird der neue Becker AS 49 als Sonderbestellung von Mercedes Benz für den 170S produziert.

Auf dem Automobilsalon in Paris bekam das Becker AS 49 den ersten Preis für das beste Autoradio.
Das war der Durchbruch und Becker wurde der Hauptlieferant bei Mercedes Benz bis in die 90er Jahre.
Max Egon Becker war begeisterter Rennfahrer und benannte seine Radiogeräte nach den bedeuteten Rennstrecken (Monte Carlo, Monaco, Le Mans, Tripolis, Monza, Brescia, Mexico, Nürburg u.a.). Das war die beste Werbung für seine Produkte. Die Geräte erzielten immer wieder erste Preise in Verarbeitung, Design und Haltbarkeit.
1951 wurde das Becker Nürburg für den Weitempfang vorgestellt. Es war ein Spezialgerät für den Mercedes Benz 300S mit Drucktasten und einem magischen Auge als Abstimmhilfe für die Sendereinstellung.
Das Bild zeigt den Prototyp für die Messevorstellung des Mercedes Benz 300S.

1953 ist die Geburtsstunde des Becker Mexicos. Es war das weltweit erste Autoradio mit UKW, MW und automatischem Sendersuchlauf. Der Antrieb des Sendersuchlaufs erfolgte durch einen Federmotor mittels einem Hubmagneten. Ein Windrad sorgte für den gleichmäßigen Zeigertransport.

Ab 1959 kamen die ersten teiltransistorierten Radiogeräte auf den Markt. Dadurch sank der Stromverbrauch und die Wärmeentwicklung (Modelle: Becker Mexico TG, Becker Monte Carlo TG u.a.).
1964 wird die Produktion komplett auf Volltransistorgeräte umgestellt. Es entstand das Monte Carlo TR, Europa TR und Mexico TR. Die neuen Transistorgeräte sind kompakter, frequenzstabiler mit geringerem Stromverbrauch. Auch die Haltbarkeit wurde verbessert.
1969 entstand das Becker Mexico Olympia Cassette und es war weltweit das erste Modell mit UKW, MW, Cassettenbetrieb in Stereo und automatischem Sendersuchlauf mit Federmotor. Es war damals eine Sensation. Der Preis lag damals bei über 1200,- DM!!!

Zeitgleich kam das erste Becker Europa Stereo und das in kleiner Stückzahl gebaute Becker Mexico Stereo auf den Markt.

Ab 1973 wurden auch Becker Geräte mit Verkehrsfunkauswertung angeboten. Es entstand das Becker Monza Kurier und Becker Europa Kurier. Die Verkehrsfunkdecoder gab es auch als Zusatzmodul (Becker VA2, VK4 und VK5).
Ab 1978 bekamen die Geräte eine modernere Optik. Das alte Nadelstreifendesign war nicht mehr zeitgemäß. Die Plastikära begann auch bei Becker.
1979 kommt das erste Becke Mexico Cassette mit Digitalanzeige auf den Markt. Nach und nach verschwinden die analogen Geräte mit Drehknöpfen. Für Liebhaber und Nostalgiker waren auf Sonderwunsch noch analoge Radiogeräte mit Drehknöpfen bis in die 90er Jahre erhältlich.
1985 wird das Becker Mexico Compact Disc 860 vorgestellt. Es war ein 3-teiliges Gerät, sehr teuer, extrem reparaturanfällig und mit Sony CD-Technik.

1989 entsteht das Becker Mexico RDS und das Grand Prix 2000 RDS. Beide Geräte haben ein Cassettenlaufwerk und RDS Senderauswertung mit Verkehrsfunkanzeige.

1995 zum 50. Firmenjubiläum kam die Schreckensnachricht der Überschuldung und es kam zu einem Vergleich. Dies betraf das Becker Autoradiowerk nicht aber das Becker Flugfunkwerk!
Made in Germany und die damit verbundenen hohen Fertigungskosten waren vermutlich der Grund dafür.
Auch die vielen Kleinseriengeräte für Polizei, Politiker, BKA, Königshäuser, gepanzerte Fahrzeuge mit Sprechanlagen, Sonderfunktionen und spezielle Senderfrequenzen fürs Ausland konnten die Kosten nicht einbringen.
Für vielreisende Politiker gab es auch ein Radiogerät mit Fernsehton (Auflage 10 Stück).

Letztlich wurde das Becker Autoradiowerk an die Firma Harman verkauft. Bis 1995 haben über 2000 Mitarbeiter Premiumprodukte made in Germany erzeugt und viele erste Preise für Qualität und Servicefreundlichkeit bekommen. Ein Garant für die lange Zusammenarbeit mit Mercedes Benz.
Harmann Becker investierte viel Geld in neue Technologien und baut dann sehr erfolgreich sehr gute Navigationsgeräte nach alt bekannter Qualität.

  • Becker Telefonbedienteile aus den achtziger Jahren